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Beate Barwandt und der Gerd-Michaelis-Chor

 

1973 ging Gerd Michaelis daran seinen 1967 gegründeten Chor neu zu formieren. Alles sollte ein bisschen moderner, peppiger und jünger werden. Musikalisches Vorbild waren dabei die Les Humphries-Singers die zu dieser Zeit in aller Munde bzw. in aller Ohren waren. Auf den vielen bekannten Solo- Aufnahmen des Chores wie 'Dieses Jahr' oder 'Freunde seid willkommen' läßt sich das unschwer heraushören.
In Renate Baptist, Beate Barwandt, Eva Maria Slezák (†2010), Ingeborg Lehmann sowie Werner Düwelt, Benno Penssler, Hartmut Schulze-Gerlach (alias Muck) und Vlady Slezák fand er die geeigneten Sängerinnen und Sänger um seine Vorstellungen verwirklichen zu können. Wobei einige, wie Ingeborg Lehmann und Renate Baptist bereits seit 1970 bzw. 1971 dem Chor angehörten.

Neben den reinen Chor-Platten-Produktionen (es gab mehrere Singles und sogar eine LP) wirkte der Chor bei unzähligen Rundfunk- Fernseh- und Plattenproduktionen als Backgroundchor für andere Sänger und Sängerinnen mit. Herausragend für mich sind hier die chorische Begleitung auf den Manfred Krug LP's. Besonders erwähnenswert ist das Lied: 'Niemand liebt dich so wie ich'. Unschuldiger und liebenswerter haben vier Frauenstimmen zusammen nie geklungen.
Bei den eigenen Plattenaufnahmen als Chor würde ich die unike Cover-Version des Abba-Songs 'Waterloo' sowie die Lieder 'Dieses Jahr' und 'Singt auf allen Straßen' (mal abgesehen von den Texten), hervorheben.
Ein besonders gelungenes Beispiel für die Backgrundbegleitung bei den Rundfunkproduktionen ist für mich das Lied von Maryla Rodowicz 'Steig in den Zug ein'. Der Chor klang immer irgendwie besonders, nicht austauschbar.

Auf welche Weise Beate 1973 den Weg zum Chor fand ist (noch) nicht bekannt. Klar ist dass sie über den Weg der Ausbildung zur Sängerin beim Zentralkommitè für Unterhaltungskunst in Berlin, eigentlich eine Laufbahn als Solistin anstrebte. Gab es doch schon 1972 erste Rundfunkaufnahmen als Solistin mit ihr.
Gerd Michaelis betraute sie dann auch alsbald mit solistischen Aufnahmen in seinem Chor. Auch wenn Beate in den reinen Chorproduktionen nicht die Lead-Vocals hatte ist ihre prägnante Stimme neben denen von Vlady Slezák und Benno Penssler und der von Eva Slezak mit ihrem unverwechselbaren Sopran, fast immer herauszuhören (z.B. bei den erwähnen Liedern).

Noch kurz vor Beates Tod kam es zu einer Erweiterung des Chores auf je 5 Damen- und 5 Herrenstimmen. Einige verließen den Chor und andere kamen hinzu. Außerdem gesellten sich jetzt auch Live-Musiker zum Chor, der sich fortan die 'Gerd-Michaelis-Chor-Band' nannte.

Einige Monate nach Beates Tod löste Gerd-Miachaelis den Chor auf. Es hieß: aus gesundheitlichen Gründen.

Vlady Slezak führte dann den Chor als 'Cantus-Chor' weiter. Renate Baptist und Werner Düwelt wechselten zur Frank Schöbel-Band, Muck begann eine erfolgreiche Solokariere. Ingeborg Lehmann sang fotan beim 'Vocalis- Chor' während sich Eva Slezak schon vorher ins Private zurückzog.

   
   
 Der Chor nach der Umbesetzung  
 vlnr.: Beate Barwandt, Benno Penssler, Henry Kotowski (Cott'n), Tina Linz, Hartmut Schulze-Gerlach (Muck), Renate Baptist, Evelyn Merzdorf, Werner Düwelt, Peter Paulick, Juliane Kauffner  
   
Hartmut Schulze Gerlach in einem Interview 2013 in der Deutschen-Mugge.de zu seiner Zeit im Chor und mit Beate:
 
Deine Mitwirkung beim GERD MICHAELIS CHOR dauerte bis 1975, dann hast Du die Gruppe verlassen und Dich als Solist selbständig gemacht. Was waren die Gründe?
Das lag unter anderem daran, dass der Chor auseinander brach, weil eine der Hauptsängerinnen, Beate Barwandt, plötzlich und unerwartet an einem Gehirnschlag gestorben war. Das war auch noch die Freundin des Chefs und durch ihren Tod ging es so drunter und drüber, dass ich ausgestiegen bin. Wenig später brach der Chor dann ganz auseinander.
 
Und auf der gleichen Hompage äußert sich Reni Baptist zu Beate:

Also kann man sagen, dass der Gerd Michaelis Chor - zumindest in der ersten Zeit, in der Du dazu gestoßen bist - eine Begleitband für andere Künstler war?
Ja, anfangs schon. Nach einer bestimmten Zeit änderte sich das dann aber, und wir wurden auch als Solo-Chor gebucht. Wir sind zu Festivals gefahren, z.B. nach Bratislava und nach Bulgarien, und haben auch Tourneen gespielt, z.B. durch die Sowjetunion. Dort hatten wir unheimlich großen Erfolg. Nach der Arbeit als Studioband kam der Erfolg als Gerd Michaelis Chor mit eigenen Songs. Das hat dann auch richtig Spaß gemacht, weil wir nicht mehr nur in die Hände klatschen mussten, sondern auch mal andere Sachen machen konnten, wie z.B. "Bridge Over Troubled Water" oder "Oh, Happy Day" und solche Sachen. Es gab ja auch ein Vorbild, aber dazu sag ich nichts (lacht). Das hat der Chef nicht so gerne gehört.

Eure Arbeit wurde dann durch einen sehr tragischen Zwischenfall überschattet, nämlich dem viel zu frühen Tod der Sängerin Beate Barwandt. Was ist da eigentlich wirklich geschehen, sie war doch noch so jung?
Ja, sie wäre 25 Jahre alt geworden. Sie hatte eine Infektion, die meiner Meinung nach vom Arzt aber nicht erkannt wurde. Sie hatte eine schwere Grippe. Da ist man in der Medizin heute wesentlich weiter, aber damals hat sie Hausmittelchen mitbekommen und mehr nicht. Wir hatten einen Auftritt in Karl-Marx-Stadt, sind dorthin gefahren und dann ging es unheimlich schnell. Im Auto hatte ich mich mit ihr noch unterhalten und am Veranstaltungsort wurde es richtig schlimm. Sie fiel dann ins Koma und ist daraus nicht wieder erwacht. Das war ganz schrecklich. Sie war so eine gute Sängerin und ein lieber Mensch, da kommt man nicht drüber weg.

War nach ihrem Tod überhaupt noch eine Weiterarbeit mit dem Chor möglich?
Das war der Anfang vom Ende. Unser Chef hat dann mehrere Solistinnen, die sie ersetzen sollten, ausprobiert, aber das konnte niemand. Es waren wirklich tolle Sängerinnen dabei, z.B. Silvia Kottas und Gonda Streibig, aber sie konnten Beate nicht ersetzen. Das ging einfach nicht. Das war für mich dann auch der Grund, beim Gerd Michaelis Chor die Segel zu streichen. Das bröckelte auseinander, man merkte das...

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Artikel in der Zeitschrift Neues Leben 1974
 
In der Fernsehsendung die am 28.2.2018 aus Anlass des 70en Geburtages von Muck gesendet wurde und die "Ein Abend fuer Hartmut Schulze-Gerlach" hieß, wurde jetzt zum ersten Mal öffentlich im Fernsehen über den Tod von Beate gesprochen:

Reporterin: Es läuft für den Gerd-Michaelis Chor, zusammen haben sie Spaß am Leben!

Muck: Das war die große Zeit der Chöre, also sowohl Solistisch auch als Backgroundchor. Wir haben manchmal 10 verschiedene Songs in einem Studiotermin aufgenommen im Rundfunk. Weil jeder Sänger brauchte einen Chor für einen Refrain, das war absolut in. Also Lieder ohne Chor ging gar nicht.

Benno: Ich glaub in der Zeit gab es Wahnsinnsproduktionen von Chören auf der ganzen Welt und wir wollten auch ein Teil davon sein, was uns auch wirklich gelungen ist, aber leider nur auf der einen Seite des Globus.

Muck: Da haben wir einen Haufen Geld verdient, das war auch gleich wieder alle danach! Aber war ne tolle Zeit! Das war ja in dem Sinne kein Chor, man hat das zwar so genannt, aber wir waren eine Sangestruppe.

Reporterin: Starsopranistin ist Beate Barwandt, Lebensgefährtin von Gerd Michaelis: jung, schön und stimmgewaltig. DIE Duettpartnerin, Anfang der 70er Jahre, von Manfred Krug. Bis zu jenem Schicksalsschlag 1975:

Benno: Wir waren zur Generalprobe schon alle auf der Bühne, bloß Beate fehlte, unsere Sopranistin. "Wo ist denn Beate" hat Michaelis gefragt, der immer Pfeife rauchte. "Guckt doch mal einer wo Beate bleibt!" Ich bin die Treppe hoch, da sehe ich sie vorm Spiegel wie sie sich immer noch schminkt. Sie guckte in den Spiegel, aber der Lippenstift ging vom Mund an der Seite hoch. Ich rief "Beate", aber sie war gar nicht mehr ansprechbar! Das wars! Sie war schon im Krankenwagen ohnmächtig, nicht mehr bei bewußtsein und sie ist auch nicht mehr aufgewacht!

Muck: Gehirnhautentzündung mit einer Erkältung! Sie lag noch ein paar Tage im Koma und dann wars aus.

Lippi: Ich war der Einzige der bei Gerd Michaelis dann in Karl-Marx-Stadt noch ne Woche im Hotel geblieben ist um bei Beate zu sein, in ihrer Nähe zu sein, täglich ins Krankenhaus zu fahren. Und ich kann mich dran erinnern: wir saßen Abends an der Bar und ich habe ganz viel Whisky mit Gerd trinken müssen um seinen Schmerz zu betäuben. Das war ne ganz schlimme Geschichte.

Reni: Dann war plötzlich der Chor nicht mehr das was er mal war, so vom Zusammenhalt. Und der Gerd Michaelis hat natürlich immer wieder versucht Ersatz für Beate zu finden, aber das hat nicht geklappt. 

Benno: Von dem Ding hat sich Michaelis nicht mehr erholt, der Chor war geplatzt.

Muck: Der Michaelis hat kein Bein mehr auch die Erde gekriegt, er wußte überhaupt nichts mehr mit sich und so nem ganzen Chor anzufangen. Ohne sie hat das nicht mehr geklappt. Damals hab ich noch ne Weile so ein bißchen mit angeführt und dann hab ich gesagt: "Ich steig aus!" Ich hab dann "He kleine Linda geschrieben und hab allein weitergemacht. Das war 1976 als ich aus dem Chor ausgestiegen bin.

 

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